29 Juni 2015

Auf der ehemaligen Tatraer Reichsstraße (Teil 24)


Der Wellnesstag liegt nun hinter uns. Mittag um 12 Uhr brechen wir aus unserem kleinen Luxus aus. Am Morgen haben wir ausgiebig gefrühstückt, danach eine Stunde den Körper im Fitnessraum auf dem Laufband und an den Geräten gestählt.

Es geht nach Norden, entfernen uns vom Grenzgebiet. Nowy Sacz, in dem wir bereits waren, lassen wir links liegen. Bis zum Örtchen Roja fahren wir durch einsame, unbesiedelte Landschaften. An einigen Stellen sogar einen Hauch von Wildnis und Unberührtheit. Ursprünglich eben. Roja und Szymbark mit seinem beachtlichen Schloss passieren wir. Noch gute 50km haben wir vor uns. Nicht ganz eine Stunde sind wir schon unterwegs. Gorlice ist nur einen Steinwurf entfernt.

Wellness in den Beskiden - Krynica-Zdroj (Teil 23)


Wellness. Wellness. Dringend nötig. Krynica Zroj in den Beskiden ist dafür wie geschaffen. Ein Kurort. Einer der beliebtesten und bekanntesten in Polen.

Die sieben Heilquellen sind Grundlage dieses Renommees. Im 17. Jahrhundert wurden sie entdeckt. Erste Anlagen waren die Folge gebaut.1850 baute sie der Vater der polnischen Balneologie, der Krakauer Arzt Josef Dietl, aus. Der Grundstein für die weitere Entwicklung. Die Österreicher entdeckten Krynica zdroj für sich. Die Beamten sollten sich von ihrem Stress erholen, bauten es mehr und mehr aus. Neue Badeanlagen entstanden. Der Zweite Weltkrieg änderte daran nichts. Nach dem Ende der Grausamkeiten wuchs die Bedeutung, die Besucherzahlen verdoppelten sich. Das brachte Reichtum. Zahlreiche Prunkbauten und Villen wurden aus dem Boden gestampft. Eine mondäne Zeit.
Heute ist der Ort vor allem eines. Weiter ein Kurort. Besonders bei Verdauungs,- Harntrakt- oder Stoffwechselerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Problemen ansprechend. Die umgebende Landschaft bietet für jene ideale Bedingungen. In Wandertouren kann man sie hautnah erleben.
Eine Gondel führt zum Hausberg Krynicas, dem Jaworcyna-krynicka. Von 1114m Höhe kann einen fantastischen Blick auf Krynica-zdroj und die Berge der Beskiden.

27 Juni 2015

Quer durch die Sandezer Beskiden (Teil 22)


Nach zwei Nächten und drei Tagen in Zakopane geht es weiter. Weiter auf der Flucht. Nein, natürlich nicht. Die Hohe Tatra hat bei uns Eindruck hinterlassen. Ziel sind die Beskiden. Krynica-Zdroj, ein durchaus renommierter polnischer Kurort.

Es geht kurzzeitig zurück Richtung Nowy Targ, bevor wir rechts abbiegen. Von nun an fahren wir durch dünn besiedeltes Land. Der Dunjajec wird über weite Strecken unser Begleiter. Dieser Nebenfluss der Weichsel, mit 247 Kilometer beachtlich lang, der in der Hohen Tatra entspringt. Wo sonst. Beeindruckenden Nationlparks auf polnischer und slowakischer Seite gibt er durch seine Charakteristik ein Gesicht. Über 18km stellt er sogar die Staatsgrenze zwischen beiden Ländern. Schiffbar ist er durch seine Wildheit nicht. Darum diese erhaltene, ursprüngliche Natur. Gott sei Dank.

24 Juni 2015

Streifzug durch das kleinste Hochgebirge der Welt (Teil 21)



Die polnisch-slowakische Staatsgrenze erreichen wir nach dem Kreisverkehr ziemlich rasch. Der Ort Lysa Polana ist der Grenzort. Ort ist zu viel gesagt. Eine Siedlung im Tal, im Wald. Leben tut dort keiner. Die Anzahl der Häuser ist überschaubar. Zwei alte Zollstationen, Forsthäuser der Nationalparks beider Seiten, ein Restaurant, ein Laden mit Zigaretten, Alkohol und Sonstigem. Passkontrollen werden seit dem EU-Beitritt beider Länder und dem Schengener Abkommen nicht mehr durchgeführt. Nur Zollkontrollen. Schmuggelgefahr. Vor uns hat es einen erwischt, die Polizei bat ihn zur Kontrolle.

23 Juni 2015

Das Wintersportmekka Polens (Teil 20)

 
Zakopane. Irgendwie übte dieser Ort vor meiner Reise eine gewisse Faszination auf mich aus. Die Goralen prägten mit ihrer Kultur nicht nur Zakopane. Ein Pendant zu den Hochgebirgsmekkas der Alpen. Über 500km von der deutsch-polnischen Grenze entfernt.
Zakopane, die höchstgelegene Stadt Polens. Eine der südlichsten Polens. Am Fuße der Zweitausender der Hohen Tatra, dem kleinsten Hochgebirge der Welt. Viele Superlativen auf dem papier. Kein Wunder, warum der Ort ein gewisses Charisma ausstrahlt. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt.

21 Juni 2015

Krakau-Zakopane – mit religiösem Abstecher (Teil 19)



90km stehen auf unserem Plan. Von Krakau in den südlichsten Zipfel Polens, nach Zakopane. 90Km durch hügeliges Terrain. Durch ländliche Gegend, durch die Provinz. In die Kultur der Goralen.

Raus geht es aus Krakau. Mit Wehmut. Die Stadt hat uns geflasht, tief beeindruckt. Für uns zählt sie zu den Top 10 der europäischen Geschichte. Jeder wird wieder kommen wollen. Wir auch.

Auf der vierspurigen Schnellstraße fahren wir hinaus, an den Vororten mit den Plattenbauten vorbei. Riesige Einkaufcenter links und rechts fügen sich nahtlos ein. Pulsierend sind die Menschen unterwegs, ob mit Auto, Straßenbahn oder Bus. Die gängigsten europäischen Unternehmen sind vertreten. Kilometerweit sehen wir kein Grün, nur Beton. Wieliczka ignorieren wir heute, dem Salzbergwerk haben wir bereits unsere Stippvisite abgestattet. Also folgen wir der Straße und den Anweisungen des Navis. Bald sind wir auch aus den Randbezirken draußen. Der Verkehr wird flüssiger, die Fahrzeuge weniger.

19 Juni 2015

Ein Kulturdenkmal überdimensionaler Art – das Salzbergwerk Wieliczka (Teil 18)


Das Salzbergwerk Wieliczka, seit jeher ein Anziehungspunkt für Touristen. Nur 15km von Krakau entfernt. Im gleichnamigen Städtchen, das mit seinen 21000 Einwohner nicht nur im Speckgürtel Krakaus liegt, sondern natürlich zusätzlich von diesem Touristenmagneten. Die Entwicklung einer ganzen Stadt wurde von diesem omnipräsenten Salzbergwerks bestimmt. Das führte zu großem Reichtum im 16. Jahrhundert, der in den folgenden Zeit nachließ.

18 Juni 2015

Jeder kennt das Gefühl (Teil 17)

Ein Urlaub verläuft selten perfekt, also komplett reibungslos. Ohne Zwischenfall, ein Rädchen greift ins andere. Nie, bei mir jedenfalls.

"Vom Riesengebirge durch den Süden Polens", unser Trip. Mittlerweile waren wir in Krakau. Drei Tage in dieser lebendigen und grandiosen Stadt. Drei richtig coole Tage hatten wir hinter uns. Altstadt mit Wawel, das Kazimierz, das Salzbergwerk Wieliczka usw. Dann kam die Abreise. Wir hatten ein schönes und gemütliches Appartement in der Krowoderska-Straße. In einem Altbau. 2 km vom unmittelbaren Stadtzentrum entfernt, zu Fuß. Mit dem Auto waren es dann 3,5km, laut dem schlauen Navigationsgerät. Also perfekt eigentlich. Wir wollten weiter, nach Zakopane in die Hohe Tatra. Koffer alles fertig gepackt, bereit zur Abreise. Die Tür fällt hinter uns zu, die Schließkarte für das Schloss blieb wie vereinbart im Appartment. Soweit alles gut. Wir tragen das Gepäck hinunter, vom 5. Stock wohlgemerkt, das war ganz oben. Das Auto war startklar. Da macht es bling. Wie wenn der Blitz dich aus heiterem Himmel trifft. Es fehlt etwas. Jeder kennt das Gefühl. Nur wir konnten nicht mehr hinein. Die Karte lag im Appartement und wir standen betröppelt draußen.
Die Brille fehlte. Ja, das Hilfsgestell für die Augen.

Es gab nur ein Problem. Die Rezeption für das Appartement war mitten im Altstadtkern, in einer Nebenstraße vom großen Platz. Verdammt. Nun gab es drei Möglichkeiten. Zu Fuß dorthin, mit dem Auto oder es sein lassen. Manchmal geht man gern den leichten Weg und lässt alle Viere gerade sein. Nur ist so ein Gestell nicht billig, also entschied das Geld. Zurecht. Die Frage ob zu Fuß oder Auto war schnell beantwortet. Auto.
Das hieß 3,5km, durch den Stadtverkehr. Gott sei dank ging das ziemlich flüssig.

Mittlerweile kamen uns Zweifel, ob die Brille überhaupt im Appartement sei. Vor Abreise hatten wir alles kontrolliert, nichts war mehr da. Also gingen wir alle Lokale durch, die wir besucht hatten. Vielleicht habe ich sie irgendwo liegen gelassen. Wäre keine Neuheit. Cafés, Bars, Restaurants oder Kneipen. Das Erinnerungsvermögen war erschreckend schlecht. Ein Café im jüdischen Viertel kam in Frage. Dort fuhren wir als erstes hin. Fehlanzeige. Da war nichts.

Also blieb nur das Appartement. 10 Minuten später saßen wir mit neuer Türkarte im Auto. Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen. Langsam fing es an zu nerven.
Zurück an der Krowoderska. Keine Parkplätze. Musste ja so sein. Kurz angehalten, hinaus gesprungen. 2 Minuten später hatten wir sie, die Brille. Das Übel allen Aufruhrs. Hinter dem Nachttisch auf dem Boden lag sie. Das Schmunzeln der Selbstironie ging uns nicht mehr aus dem Gesicht.
Mit einer Stunde Verspätung ging es erleichtert auf den Weg Richtung Zakopane. Mit einem kuriosen Erlebnis reicher.

Im besten Ambiente - Weihnachtsmarkt in Krakau (Teil 16)

Ein Exportschlager. Der Weihnachtsmarkt. Er erobert die ganze Welt. Auch Krakau besitzt einen in der Adventszeit.
Die Location könnte nie besser sein. Der große Platz bietet mit der Tuchhalle, der Kathedrale und den fantastischen Bürgerhäusern das wahrlich perfekte Ambiente. Wunderschön. Er unterscheidet sich dabei kaum von denen in Deutschland. Ein kunterbuntes Angebot erwartet den Besucher. Damit auch uns.
Es ist kein übermäßig großer Weihnachtsmarkt, verlaufen kann man sich nicht. Trotzdem ausreichend.

17 Juni 2015

Jüdische Kultur - das Kazimierz (Teil 15)


Das Kazimierz. Das jüdische viertel Krakaus. Keine europäische Stadt prägt die Geschichte im die Juden und deren Verfolgung so sehr wie Krakau. Ihre Spuren sind hautnah zu erleben. Ein Freilichtmuseum, wie das gesamte Krakau .
Es ist ein Anziehungspunkt mit unheimlicher Strahlkraft für Einheimische und Touristen. Abends verwandelt es sich in die Partylocation im Zentrum Krakaus.

Das hippe viertel befindet sich in der südöstlichen Altstadt, die Josef-Dietla-Straße ist so etwas wie die Grenze im Norden. es schmiegt sich direkt am linken Ufer der Weichsel, die in jenen Bereich eine Biegung in Ihren Verlauf vollzieht.

16 Juni 2015

Schindlers Fabrik im Ghettoviertel (Teil 14)


 
Der Weg führt uns heraus aus der Altstadt. Über die Brücke auf die andere Uferseite der Weichsel. Es geht in den Stadtteil Podgorce. Im 18. Jahrhundert wurde die damals eigenständige Stadt eingemeindet. 1941 wurde in jenem Viertel das Ghetto Krakaus eingerichtet.
Wir biegen links ab. Hinein ins Industriegebiet. Fabriken und Bürogebäude begegnen uns. Wenig spektakulär, wenig ansehnlich. Das ändert sich.
Schindlers Fabrik. Historischen Boden betreten wir. Jeden kennt den Film „Schindler's Liste“. Vom Star-Regisseur Steven Spielberg 1993 in Schwarz-Weiß gedreht. Jeder kennt diesen Oscar-prämierten Weltfilm, jeder hat ihn gesehen. Oskar Schindler, ein deutschmährischer Großindustrieller, anfangs nur nach dem Profit aus, rettet 1200 Juden vor dem Tod, in dem er sie in seiner Emaillefabrik, sie produziert Geschirr wie Töpfe und Pfannen für den Kriegsbedarf, als Arbeiter beschäftigte. Fabryka Emailia Oskara Schindlera. Heute befindet sich im ehemaligen Verwaltungsgebäude ein staatliches Museum. Das restliche Fabrikgelände samt Lager ist nicht erhalten.

15 Juni 2015

Du wundervolles Krakau (Teil 13)

Im nördlichen Teil der Altstadt beginnen wir unseren Streifzug durch das von der UNESCO geschützte Weltkulturerbe. Ein Sammelsurium sehenswerter und historischer Bauten erwarten uns auf wenig Raum. Alles problemlos zu Fuß zu erkunden. Seit 1978 hat sie diesen Status inne. Zurecht. Diese Stadt wird uns flashen, total vereinnahmen. Jeden anderen auch.Versprochen.

Am gotischen Wehrturm mit dem Namen Brbakane tauchen wir hinein in das historische Krakau, das uns mit seinem Charme völlig in den Bann ziehen wird. In den ersten Minuten bekommen wir bereits einen Eindruck wie lebendig diese Stadt ist. Menschenströme hier, Trauben von Touristen dort. Die Straßenbahn rumpelt vorbei, bringt die Leute in den Kern. Rechts und links vom Turm erstreckt sich eine kleine Parkanlage mit wenigen Grünflächen, die sich insgesamt um den Altstadtkomplex befindet. Hier und da stehen Bänke zum Verweilen. Ein Ruhepol ist er nicht, im Sommer höchstens ein Schattenspender.
Das mittelalterliche Florianstor ist der Eingang in die Floriansgasse. 34m ist es hoch, das letzte erhaltene Stadttor. Reste der Stadtmauer inklusive.

14 Juni 2015

Krakau - ein lebendiges Freilichtmuseum (Teil 12)


Es ist die heimliche Hauptstadt Polens. Jahrhundertelang war es das Zentrum des polnischen Staates. Herausragende Persönlichkeiten aus Politik und Kultur haben durch ihr Wirken ihre Spuren hinterlassen. Eine aufstrebende Stadt dieses Krakau.
Krakaus Entstehung geht auf eine abenteuerliche Legende zurück. Der ritterliche Stammesfürst Krak soll in der Drachenhöhle, heute befindet die sie im Wawel-Hügel,  mit List und Geschick auf wundersamer Weise den dort hausenden Drachen getötet haben. Daraufhin ließ er dort eine Stadt errichten. Krak-au.

10 Juni 2015

Eigentlich alles ganz normal – Kleinstadt Auschwitz (Teil 11)

 
Auschwitz. Jeder kennt diesen Namen. Er steht für Schrecken, Gräuel und unmenschliche Taten. Millionen von Menschen kamen in den Konzentrationslagern um. Massenmorde. Bevor wir diese besichtigen, besuchen wir die Stadt. Im polnischen heißt sie Oswiciem. Außer den Polen selbst, weiß das keiner. Die Stadt überrascht uns. Junge Leute sind unterwegs. Nichts ist von trüber Stimmung oder sonstiger Verbitterung zu sehen. Warum auch? Das Leben geht seinen Gang, mit oder ohne Vergangenheit.
 

09 Juni 2015

Erste Station in den Tod (Teil 10)



Blick zum Vernichtungslager
Dritter Anlaufpunkt der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz ist die Judenrampe. Noch so ein Ort von brutaler Grausamkeit. Nur einen Katzensprung vom Vernichtungslager Birkenau entfernt. In direkter Sichtweite. Wer nicht mit dem Auto fahren will, kann beides ohne weiteres erlaufen. Auschwitz I ist ebenfalls nicht weit entfernt.

08 Juni 2015

Das Lagertor kennt jeder (Teil 9)

Auschwitz-Birkenau. Nur drei Kilometer entfernt. Wir befinden uns im Gemeindegebiet von Brzezinka, zu deutsch: Birkenau.


Das Gebäude, durch den die Deportationszüge eingerollt sind, ist weltbekannt. Jeder kennt davon Bilder oder Filmaufnahmen. Nur mit der Realität nicht vergleichbar. Viel grausamer. Fast Schockstarre bei uns.
Das Gelände ist riesengroß, beinah untertrieben. 175 Hektar. Es sprengt jegliche Vorstellungen. Das Ende kann man schwerlich erkennen. Unglaublich, wirklich.
Der Großteil der Baracken steht gar nicht mehr, 300 waren das einmal. Nur noch die Umrisse, die Kamine und Schornsteine davon sind übrig geblieben. Die aber zu tausenden.

Das Lagertor ist das Sinnbild für das komplette Areal des Vernichtungslagers Auschwitz. Dieses Gebäude ging und geht um die Welt. Jeder verbindet es mit dem größten Lager zur Ermordung Millionen von Menschen durch die Nationalsozialisten. 1941 wurde es auf Befehl von Heinrich Himmler aus dem Boden gestampft. Dorfbewohner mussten dafür ihre Häuser verlassen. Zunächst war es für 100000 sowjetische Kriegsgefangene gedacht, sollte sogar nur eine Art Arbeitslager sein. Doch es kam anders. Allmählich entwickelte es sich zum Vernichtungslager. Bis 1944 kamen die Häftlinge nach tagelangem Transport in Güterwaggons im Bahnhof Auschwitz an. Unter menschenunwürdigen Bedingungen wurden sie die drei Kilometer ins Lager getrieben. Viele überlebten das, durch die Schwächung der Reise, nicht. Danach wurde das Gleis direkt in das Lager gebaut. Direkt in den Tod. Es läuft uns schaurig den Rücken hinunter. Wir haben Gänsehaut und spüren ganz viel Demut in uns. Irgendwie auch Schuld, als Deutscher.

Nach dem Tor gehen wir zuerst nach rechts. Außen fahren die Autos auf der Landstraße selbstverständlich vorbei. Nur der drei Meter hohe, doppelte Stacheldraht dazwischen. Einige Musterbaracken stehen an dieser Stelle, die man betreten darf. Fluchtversuche waren quasi unmöglich. Einige schafften es dennoch, wie durch ein Wunder. Klappte das nicht, war es der sichere Tod für sich selbst und für andere Mithäftlinge. Eine Handvoll Baracken sind auf dieser Seite noch erhalten. Zwei von ihnen stehen zu Besichtigung zur Verfügung. Im Inneren stockt uns der Atem. Der Wind pfeift durch das Ziegelmauerwerk. Es ist kaum geschützter wie draußen. Nur der Kamin könnte wärmen. Massen an Häftlingen lebten in so einer Baracke. Zu fünft in einem Bett, auf dem Boden aneinandergereiht, beinahe übereinander. Grausam. Hinter jenen Baracken blicken wir über endlose Schornsteine und Kamine hinweg. Das Ende ist gar nicht sichtbar. Das macht uns Angst.



07 Juni 2015

Auschwitz I – der schockierenden Grausamkeiten erster Teil. (Teil 8)

 
Die Fröhlichkeit verflieg langsam, Spannung macht sich in uns breit. Geschichtsunterricht steht nun an. Die Gräueltaten der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.
Fällt das Stichwort Konzentrationslager, verbindet man es sofort mit Auschwitz. Ein Synonym für den Völkermord der Brigade um Hitler.
Erste Station ist das Konzentrationslager Auschwitz I.. Das Stammlager des gesamten Lagerkomplexes Auschwitz. Seinen deutschen Namen erhielt es unmittelbar nach Anschluss des polnischen Gebiets 1939. Zu jener Zeit entstand im Amt des Polizeiführers des schlesischen Breslaus die Idee eines Konzentrationslagers, um weitere Massenverhaftungen vornehmen zu können und der Überfüllung der Gefängnisanstalten zu entgehen. Die Wahl fiel auf Oswiciem. Auschwitz. Zum einem wegen der bereits vorhandenen, aber verlassenen Vorkriegskasernen. Zum anderen war die günstige Verkehrslage als Eisenbahnknotenpunkt der ausschlaggebende Hauptgrund für die Wahl. Auschwitz I wurde 1940 errichtet, auf Anordnung Heinrich Himmlers, dem SS-Reichsführer. Innerhalb kürzester Zeit begannen die Häftlingstransporte aus dem gesamten europäischen Raum. Anfangs war es als Quarantäne- und Durchgangsstation für Verhaftete zur Zwangsarbeit in den Arbeits- und Außenlagern geplant. Vor allem für polnische Staatsbürger. Das änderte sich schlagartig. Im März 1941 begann die Vergrößerung. Das Stammlager war dafür zu klein. Ein zweites Lager musste her. Auschwitz-Birkenau. Arbeitskräfte waren ausreichend vorhanden. Die Häftlinge. Sie arbeiteten am Ausbau des Lagers, beim Bau der Baracken und der Zufahrtsstraßen sowie Abwasserkanäle.

06 Juni 2015

Vom Riesengebirge ins Schlesische (Teil 7)


Der Weg am heutigen Tag führt uns hinaus aus dem sagenumwobenen Riesengebirge. Am Ende werden wir im schlesischen Polen sein. Einige Kilometer werden wir zurücklegen.

Trutnov ist die letzte Stadt des Riesengebirges. wir sind nun an dessen südöstlichsten Rand. Zugleich ist wird es als Tor zum Riesengebirge. Ein wichtiges Zentrum einer Region. Die Einwohnerzahl unterstreicht das. Immerhin 30000 Menschen. Der weg zur Grenze ist nicht mehr weit.
Geschichtlich trat Trutnov im Deutschen Krieg im Jahre 1866 zur Geltung. Preußen und Österreicher standen sich in der Schlacht bei Trautenau gegenüber. Die Preußen verloren diesen einseitigen Kampf, sie vollzogen den Rückzug. Wenige Jahre zuvor, zu Zeiten des Dreißigjährigen und des Schlesischen Krieges, wurde Trutnov nahezu komplett zerstört.
Seit der Gründung der Stadt im frühen Mittelalter war Trutnov, wie die anderen Städte dieser Region auch, geprägt von ständigen Besitzerwechseln. Fürsten und Herzöge schoben sich das Land hin und her. Kontinuität eher Fehlanzeige.
Mit der Zugehörigkeit zur Kaisermonarchie entwickelte sich die Wirtschaftsfähigkeit. Leinenmanufaktur, Baumwollweberei und weitere Textilfabriken sorgten dafür. Handels- und Industriefamilien häuften sich Reichtum an. Der Tourismus kam Jahre später hinzu, schaffte zusätzlich Wohlstand.
Konflikte zwischen Deutschen und Tschechen waren an der Tagesordnung. Unterschiedliche Sprache, unterschiedliche Mentalität. Verschiedene Lehranstalten und getrennte Kulturhäuser waren die Folge, friedliches Zusammenleben mit gewissen Spannungen.
1918 veränderte sich die staatlichen Verhältnissen. Österreich-Ungarn war gerade zusammengebrochen, das Gebiete wurde von nun an tschechoslowakisch. Ein neuer Staat war gegründet, Trutnov gehörte dazu. Tschechische Richtlinien galten nun Die Situation verschlechterte sich. Handelsmärkte brachen weg, hinzu kam die Inflation der Währung. Erholen konnte man sich davon nicht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg vollzog sich der nächste Umbruch. Nicht nur, das eine Menge ihr Leben in Kampfgebären verloren, die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben, die Einwohnerzahl sank um ein Vielfaches.
Historisches findet der Besucher rund um den Ringplatz. Das Rathaus inmitten des Areals ist das Verwaltungszentrum der Stadt. Ein repräsentatives zugleich. Im 19. Jahrhundert wurde es im neugotischen Stil errichtet. Gleichzeitig fällt der Rübezahlbrunnen auf dem Ringplatz ins Auge. Rübezahl, der mystische Geist des Riesengebirges, sitzt auf dem Felssporn und beobachtet die vorbeigehende Menschenschar. Die Pestsäule der heiligen Dreifaltigkeit erinnert an ihre schlimmen Umstände dieser todbringenden Krankheit, die auch Trutnov in der Geschichte mehrfach heimsuchte. Außerdem ist es eine Demonstration des katholischen Glaubens gegenüber den Evangelisten. Umgeben wird der zentrale Platz von stolzen Bürgerhäuser mit Laubengängen, die dem gesamten Ensemble Eleganz und Glanz verleihen. Restaurants und kleine Geschäfte beleben es zusätzlich. Die Einwohner wuseln durch die Straßen und Gassen der Stadt, erledigen ihre Angelegenheiten.


04 Juni 2015

Natur pur – Am Ursprung eines Stromes (Teil 6)

Für mich, eines der Highlights auf diesem Trip „Vom Riesengebirge durch den Süden Polens“. Die Winterwanderung zur Elbequelle. Ein kleines Abenteuer. Wie sich im Nachhinein herausstellt, sollte ich Recht behalten. Nur, das Ausmaß war mir nicht bewusst.

Eigentlich hatten wir uns das ganz einfach vorgestellt. Knappe 6km von Spindlermühle aus. Die Route haben wir uns via Google Maps und Google Earth vorher schon zurecht gelegt. Alles easy, dachten wir.
Der Tag ist angebrochen, ausgiebig gefrühstückt, das Proviant für unterwegs ist fertig gepackt.


03 Juni 2015

Spindlermühle - eine Perle (Teil 5)


Irgendwie geht der Name hinunter wie Öl. Spindlermühle, tschechisch Spindleruv Mlyn. Es hat einen Hauch von Glanz und Schönheit. Von Prestige.

Es ist das Zentrum des Riesengebirges. Der beliebteste Ort. Wer das Riesengebirge meint, nennt im gleichen Atemzug den Ort, den wir nun besuchen. Für zwei Nächte.
Hotels, Pensionen und Unterkünfte gibt es en masse. Klar, ein Touristenort mit 1000 Einwohner. An den Berghängen und im Zentrum tummeln sie sich. Die exklusivste Lage ist sicherlich in der Stadtmitte oder am Berghang mit freien Blick über dem Tal. Dementsprechend höher der Zimmerpreis pro Nacht. Durchaus mondän.


02 Juni 2015

Nur Nebel auf dem Riesen (Teil 4)


Die Schneekoppe, der höchste Berg des Riesengebirges, der höchste Berg Tschechiens. 1603 Meter hoch. Ein Riese unter den Mittelgebirgen Europas. Wir wollen ihn erklimmen. Mit der Seilbahn.

Ausgangspunkt dafür ist das Örtchen Pec pod Snezkou. Direkt am Fuße der Schneekoppe. Am Ende eines Tals gelegen, ist Pec pod Snezkou nur von Bergen umgeben. Eine Straße führt in das Aupatal hinein und wieder hinaus. Gegründet wurde er im 16. Jahrhundert, von Österreichern, die das Holz für ihre Bergwerke in der Heimat benötigten. Erst Ende des 19. Jahrhundert setzte sich der Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Gang. Alles ist in dem 600 Seelendorf auf den Fremdenverkehr ausgelegt. Hotels, Pensionen und Appartements bestimmen das Bild auf weitem Flur, manche stechen förmlich heraus. Prachtvolle Sehenswürdigkeiten architektonischer Art gibt es nicht. Einige landestypische Holzhäuser sind die herausragenden Gebäude. Der Ort lebt von der Natur. In der kalten Jahreszeit ist Pec ein beliebter Wintersportort. Im Frühjahr, Sommer und Herbst erwartet den Besucher ein wahres Wanderparadies mit weit verzweigten Wegenetzen. Aktivurlaub pur an erfrischender Luft. Wer Abwechslung braucht, kann sich auf der Sommerrodelbahn oder im Adventure Park austoben. Ganz in der Nähe der Seilbahnstation zur Schneekoppe.


01 Juni 2015

Quer durch das Riesengebirge (Teil 3)



Harrachov, unser Start am heutigen Tag. Es geht quer durch das Riesengebirge. Am Ende werden wir in Svoboda nad Upou und Horni Marsov sein, vom nordwestlichen in den östlichen Teil des Gebirges.