24 Juni 2015

Streifzug durch das kleinste Hochgebirge der Welt (Teil 21)



Die polnisch-slowakische Staatsgrenze erreichen wir nach dem Kreisverkehr ziemlich rasch. Der Ort Lysa Polana ist der Grenzort. Ort ist zu viel gesagt. Eine Siedlung im Tal, im Wald. Leben tut dort keiner. Die Anzahl der Häuser ist überschaubar. Zwei alte Zollstationen, Forsthäuser der Nationalparks beider Seiten, ein Restaurant, ein Laden mit Zigaretten, Alkohol und Sonstigem. Passkontrollen werden seit dem EU-Beitritt beider Länder und dem Schengener Abkommen nicht mehr durchgeführt. Nur Zollkontrollen. Schmuggelgefahr. Vor uns hat es einen erwischt, die Polizei bat ihn zur Kontrolle.






Einige Minuten später passieren wir Zdiar. Schwer auszusprechen. In einem Tal gelegen zieht der Ort sich in die Länge. Ein normales Örtchen mit goralischen Einflüssen. Alle verschiedenen Häusertypen der Region sind noch heute als Kulturdenkmäler erhalten. Rundherum ausgedehntes, hügeliges Weideland, Schafe grasen auf ihnen.

Tatranska Lomnica, neben Strbske Pleso, der Hauptort in die Hohen Tatra auf slowakischer Seite. Mit 2000 Einwohnern der größte definitiv. Zahlreiche Hotels, und Pensionen sind in der Ortschaft zu finden. Von weiten konnten wir bereits die Pistenhänge samt Skifahrer erkennen. Uns zieht es dort hin. Ein putziger Ort, relativ weitläufig, einige Grünanlagen, direkt am Fuße des Lomitzer Sattels. Nur eine Piste hat geöffnet, mehr erlaubt das Wetter nicht, die anderen Hänge sind grün. Eine Seilbahn führt hinauf in die hohen Gipfel. Zuerst zum Steinbachsee auf 1750m, wo sich das Tatra-Observatorium befindet. Von dort geht nochmals eine Seilbahn steil bergauf, auf ie Lomnitzer Spitze. Mitten ins Hochgebirge. 2632M hoch. Der Reiz ist enorm groß bei uns, wir wollen da hoch. Als wir die Preise hören, verschlägt es uns den Magen, wir entscheiden uns dagegen. Das Geld, der Preis ist uns viel.Satte 52 Euro pro Person. Das ist ein Wort. Trotzdem überlegen wir, doch bleiben wir standhaft. Einfach zu viel. Enttäuschung macht sich in uns breit. Interessehalber schauen wir auf die Tagesskipasspreise. 26 €uro für eine mittellange Piste ist ebenfalls kernig. Mit einer Mischung aus Wut, Ärger und Enttäuschung ziehen wir von dannen. Weiter am Fuße der der Tatra-Gipfel entlang.

Stary Smokovec erreichen wir nach wenigen Kilometern als nächstes. Genauso ein Touristenort, wie Tatranska Lomnica. Sie streiten sich um den Status des Hauptortes in der slowakischen Tatra. Für uns nur eine Durchfahrtsstation. Den Ort gibt es seit Ende des 18. Jahrhunderts. 50 Jahre später entstanden größere Hotelunterkünfte. Magnet war die Quelle des Ortes. Das Sauerwasser. Somit ist es das älteste Kurzentrum der Tatra. Mit dem Bau des Grandhotels im Jahre 1904 wurde es mondän im Kurort. Der boomte. Bis heute erfreut er sich großer Beliebtheit, besonders bei Slowaken und Tschechen. Ihre Autokennzeichen sehen wir vermehrt in der Region.




Strebske Pleso ist der bekannteste Ort auf slowakischer Seite. Meine Mutter war zu DDR-Zeiten schon auf Klassenfahrt in dem Ferienort. An die Skisprungschanze kann sie sich noch erinnern. Jetzt bin ich hier. Wir. Strebske Pleso ist nach dem gleichnamigen Bergsee in der Ortschaft benannt. 1875 setzte der Touristenstrom ein. Die ersten Herbergen und Hotels entstanden direkt am Seeufer. Die Infrastruktur folgte nach und nach, mit der Elektrischen Tatrabahn endgültig. So entwickele sich Strbske Pleso immer mehr zum Kur- und Wintersportort. Aufgrund seiner Höhenlage, mit 1350m ist der Kurort einer der höchstgelegenen Europas, war er zeitlebens bei Kranken mit Atemwegserkrankungen sehr beliebt. Das i-Tüpfelchen zum Touristenort war die Nordische Skiweltmeisterschaft 1970. Strbse Pleso wurde massiv ausgebaut, neue Hotels entstanden. Sportanlagen, wie das Skistadion und die Sprungschanzen wurden aus dem Boden gestampft. Die stehen heute noch an Ort und Stelle, sind in Wettkampfbetrieb. Hinterher kann ich Mama davon berichten, dass sie noch stehen. Die Langläufer drehen gerade ihre Runden. Immer weiter wurde in den Folgejahren an der endgültigen Weiterentwicklung zum Wintersportort gearbeitet. Skihänge mit zahlreichen Liften kamen hinzu. Schnee liegt in jedem Fall, die Lifte sind offen. Die Ski- und Snowboardbegeisterten strömen mit ihren Brettern zu den Anlagen. Die anderen cruisen mit Schneemobilen über eine große Freifläche, verpesten mit ihrem Abgas die Luft. Ein gemütlicher Urlaubsort. Viele Familien verbringen hier ihre Ferien. Kein großes Halligalli. Unaufregend einfach. Das macht ihn vermutlich so beliebt, auch bei uns.





Nach einer Stunde geht es weiter auf unserer Route. Wir wollen nach Poprad. 18km nur entfernt, über dem Örtchen Strba führt die Straße dahin. Hier befindet sich übrigens die Wasserscheide zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Nur eine Randnotiz.
Wir entfernen uns mehr und mehr von den Gipfeln der Hohen Tatra, die nun linksseitig von uns sich befinden. Rechst von uns die sanfteren Erhebungen der Niederen Tatra. Ein dünn besiedeltes Gebirge 90km erstreckt es sich in West-Ost-Richtung. Manche verschlägt es in die Abgeschiedenheit, bewahren einen besonderen Brauchtum. Mit über 2000m ist der Dumbier der höchste Berg, viele andere bewegen sich ebenfalls über der Baumgrenze von 1500m. Weite Teile stehen unter speziellen Naturschutz. Ein Nationalpark unterstreicht das. Ein dicht bewaldetes, ursprüngliches Gebiet mit ausgedehnten Wanderwegen. Wilde Tiere sollen ihr Unwesen treiben.


 
Mittlerweile sind wir circa 15km Luftlinie von der Hohen Tatra entfernt. Über Poprad liegt der Nebel schwer. Dicke Schwaden bedecken die Häuser, kaum 100m Sichtweite hat man. Die Stadt ist ein Knotenpunkt der Slowakei, mit 55000 Einwohner die zehntgrößte Stadt seines Landes. Man leistet sich sogar einen Flughafen. Sie liegt im Tal des gleichnamigen Flusses. Vermutlich wurde die Stadt nach ihm benannt statt andersherum. Nördlich die Hohe Tatra, südwestlich unmittelbar die Niedere Tatra. Malerische Lage. Nicht aber die Stadt, eher unspektakulär normal trifft es. In der Innenstadt ist einiges los, die Menschen gehen in die Stadt. Die Jugendlichen kommen gerade aus der Schule, die Älteren erledigen ihre Einkäufe. Die schmucke evangelische Kirche ist das Zentrum des Stadtkerns, um ihr herum scharen sich eine Reihe von kleinen Bürgerhäusern in den verschiedensten Farben. Nur strahlen sie heute nicht wirklich im dichten Nebel. Von Schnee keine Spur. Das heutige Poprad ist erst im 20. Jahrhundert durch den Zusammenschluss von mehreren Gemeinden entstanden. Bis ins 18. Jahrhundert spielten sie eine unbedeutende Rolle. Die Industrialisierung und der einsetzende Tourismus für die Tatra änderten das gewaltig. Die Inbetriebnahme der Elektrischen Tatrabahn im Jahre 1908, die Verbindung mit dem Kurorten direkt im Gebirge, half natürlich. Nach den Weltkriegen, die man nicht spurlos überstand, wuchs die Anzahl der Einwohner rasch. Trotz Vertreibung der Deutschen und Ungarn in ihre Länder. Durch die Sowjets organisiert.
Mehr gibt es über diese Stadt nicht zu sehen und nicht zu erzählen. Auf der noch relativ neu ausgebauten Schnellstraße rasen wir den weißen Gipfeln entgegen. Über die polnisch-slowakische Grenze.






Bukovina Tatranska, die letzte Station auf unser Tagesrundfahrt durch die Hohe Tatra. Auf polnischer Seite der zweitwichtigste Ort, hinter Zakopane. Ähnlich wie Zakopane ein Touristenort. Ausgangspunkt für Wanderungen in die Hohe Tara und Wintersport. Über 13000 Menschen leben hier. Jobmotor gibt es für sie. Das Thermalbad ist eines der größten Europas findet man im Ort. 5000 Quadratmeter Fläche. Sehr gewaltig. Da kann man sich vorstellen, was dort los ist. Menschen über Menschen. Nichts für uns. Nur kurz sind wir in dem Ort. Außerdem wird es allmählich dunkel, die Tage sind kürzer wie in unseren Gefilden.




 

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